Bei Traumwetter purzeln die Streckenrekorde

11.07.2022

Corinna Coenning und Simon Stützel lassen ihren Worten Taten folgen, sind neue Rekordhalter im Halbmarathon und im Marathon. Leah Hanle muss unterwegs darauf hingewiesen werden, dass sie über 10 Kilometer auf Rekordjagd ist.

Sabrina Mockenhaupt-Gregor strahlte im Ziel. Man kennt es von „Mocki“ nicht anders. Dabei hätte sie allen Grund gehabt, zu hadern. Ist sie doch am Sonntag zweier Streckenrekorde beim Ermstal-Marathon verlustig gegangen. „Die jungen Dinger sind jetzt einfach schneller“, sagte sie – das Töchterchen auf dem Arm, mit der sie auf den Papa wartete, der über zehn Kilometer ein bisschen länger brauchte. Die Mama war mit Platz zwei in 35:23 Minuten sowas von zufrieden. „Ich war drei Wochen krank, konnte nix trainieren. Deshalb bin ich mega happy“, sagte die sympathische Läuferin, Lokalmatadorin und Publikumsliebling in einer Person.

Dass Leah Hanle zuvor noch nie im Ermstal gelaufen ist, ist ein Unding und wird auch nicht mehr passieren. „Ich komme im nächsten Jahr wieder“, versprach sie und strahlte mit der Sonne und dem Bruder um die Wette. Die Läuferin vom TSV Holzelfingen wurde im Zehner erst unterwegs auf ihr überragendes Tun hingewiesen, fabrizierte in 34:48 einen neuen Streckenrekord.  „Das hatte ich echt nicht auf dem Schirm“, blickte sie zurück und bedankte sich bei Bruder Simon fürs Tempo machen. Es sei nicht immer leicht, der kleinen Schwester hinterherzurennen, spielte jener lachend seine Arbeit ein bisschen herunter, 35:21 Minuten sind trotzdem eine Top-Zeit.

Eine solche hatte auch Silvan Rauscher, unterwegs für die TSG Münsingen, auf den Asphalt gehämmert. In 31:00 nur neun Sekunden hinter dem Streckenrekord von Dominik Notz. „Klar hätte ich gerne den Rekord. Ich bin aber trotzdem zufrieden, weil ich heuer noch nicht sehr viel auf Ausdauer gemacht habe. Deshalb war ich mir auch gar nicht so sicher, dass es mit dem Rekord klappen würde. Gewinnen wollte ich schon“, sagte der umjubelte Sieger. Daniel Noll (TSV Glems run2gether) hatte erst am Samstag nachgemeldet. „Die Platzierung passt, die Zeit ist nicht ganz das, was ich gewohnt bin“, sagte er zu seinen 33:17.

Timo Göhler schnappte sich Rang drei (33:51). Der mittlerweile für den SCC Berlin startende Mehrstetter hatte nichts zu meckern. „Erst seit wenigen Tagen bin ich wieder im Ländle, Samstag war ich dann noch lange auf einer Hochzeit. Ich hatte aber einfach Bock, hier zu laufen. Die Stimmung war grandios, es ist einfach ein tolles Ereignis.“

Corinna Coenning war angetreten, sich mit dem Streckenrekord im Halbmarathon zu beschäftigen. Und den hat sie dann auch prompt geliefert in bärenstarken 1:17,38 Stunden, Mocki hatte einst 1:20,26 gebraucht. „Ich bin einfach wunschlos glücklich. Es ist eine mega Atmosphäre. Da wird man selbst von Läuferinnen und Läufern im Gegenverkehr angefeuert. Es war genau so, wie man sich einen perfekten Lauf vorstellt“, war die für Glems laufende Eningerin begeistert. Nächster Programmpunkt wird nun die Vorbereitung auf den Frankfurt-Marathon. Auch für dort ist eine neue Bestzeit in Planung. Was dann nächstes Jahr im Ermstal passiert, weiß man noch nicht.

Einen für ihn perfekten Lauf hat Anthony Tomsich (LAV Stadtwerke Tübingen) absolviert. „Ich wollte auf Sieg laufen, habe deshalb nach 15 Kilometern aufs Tempo gedrückt, die Gruppe zuvor war einfach perfekt“, so der Tübinger. 1:11,09 Stunden hat er gebraucht, Simon Stützel war 2019 beim Streckenrekord mehr als zwei Minuten schneller. „Weil ich mich nun auf die Marathon-Vorbereitung konzentriere, wollte ich mich nicht unnötig quälen“, hakte Tomsich das Thema Streckenrekord ab. Peter Keinath konnte als Dritter mit 1:15:37 sehr gut leben, nachdem es ihn in der vergangenen Woche bei einer Triathlon-Staffel in Roth „aufgestellt“ habe. Platz zwei für den triathlonerprobten Neuhäuser Christian Störzer in 1:12,36 war richtig stark

Zurück zu den Streckenrekorden. Einen solchen hatte Simon Stützel im Marathon sehr in Erwägung gezogen. Der Karlsruher war nach 2:27,40 Stunden im Ziel. Das ist nun tatsächlich die neue Bestmarke, die bis dato bei 2:31,21 hing. „Für Anfang Juli waren die Bedingungen gut, obwohl es doch recht warm wurde. Dann habe ich mich fast ein bisschen übernommen, als ich mit der Halbmarathon-Gruppe mitging. Der Puffer von rund zwei Minuten hat in der Endabrechnung aber durchaus geholfen“, so Stützel, der von seiner Frau Michaela  unterwegs motiviert wurde, die sich nach ihrem Zehner ein Fahrrad geschnappt hatte, um das Tun des Mannes zu begutachten. 

„Es kostet sehr viel Überwindung, wenn man nach dem Bergab-Lauf an den Wendepunkt praktisch im Ziel kommt und weiß, dass es wieder rauf geht“, verwies der Marathon-Sieger auf die Eigenheit der Strecke – die er blendend gemeistert hat.

Tim Koch (TSV Glems) freute sich über die traumhafte Stimmung und seinen Platz zwei in 2:44,08. „Simon läuft auf einer anderen Ebene, der hat ganz andere Voraussetzungen. Das muss man neidlos anerkennen“, lobte der Zweitplatzierte, der von Gattin und Sohn Julius im Ziel geherzt wurde. Der kleine Mann steckte im übrigen schon in einem Glemser Trikot. Der weiß also schon, wohin der Weg führen wird.

Es muss für Pamela Veith ein tolles Gefühl gewesen sein, als sie vom Publikum mit viel Geburtstags-Applaus auf die zweite Marathon-Teilstrecke geschickt wurde. Da nächste Woche die Ultratrail-DM ansteht, waren 3:29,57 Stunden und Platz vier sehr ordentlich. Es siegte Katrin Ochs (LG Filder) in 3:10,26. Eine Minute länger brauchte Sandra Schmid (Sport Weiß Team). Die Reutlingerin Silke Holzmann komplettierte das Stockerl in 3:12,41.

                                                                               (Quelle:SWP/11.07.2022/Wolfgang Seitz)