Auch 2021 kein Marathon durchs Ermstal

02.04.2021

Zum zweiten Mal in Folge muss das größte Sportereignis im Kreis Reutlingen abgesagt werden. Die Nachricht konnte nicht wirklich überraschen, tut aber trotzdem weh: Es gibt auch 2021 keinen Ermstal-Marathon.

Am Sonntag, 11. Juli, sollten sich die Läufermassen durch eine der schönsten Regionen Deutschlands schieben. Angesichts der Corona-Pandemie muss man sich aber nur die Bilder der vergangenen Jahre in Erinnerung rufen und schon ist klar, dass dies einfach nicht geht – ungeachtet  der drangvollen Enge, die in „normalen Zeiten“ im Zielbereich auf dem Kelternplatz in Metzingen herrscht.

„Stand jetzt ist die Perspektive nicht so, dass man  Veranstaltungen in dieser Größenordnung durchführen kann“, sagte Michael Koch, Abteilungsleiter Leichtathletik bei der TuS Metzingen und Sprecher der Organisation. Zum zweiten Mal in Folge fällt nun jene Veranstaltung der Corona-Pandemie zum Opfer, die seit der Premiere im Jahr 2008 die Massen bewegt.

Leicht gemacht hat man sich die Absage nicht. Eine Alternative war angedacht, die schon im vergangenen Jahr durch die Köpfe der Laufbegeisterten schwirrte. Nur den beliebten Zehn-Kilometer-Lauf anbieten, mit Start am Sportgelände Diegele in Bad Urach und Ziel in Metzingen. Zwei 500er-Gruppen auf die Reise schicken, im Zielbereich keine Zuschauer, keine Bewirtung. Was hätte man aber mit den Zuschauern unterwegs gemacht? Es geht einfach nicht.

„Ein Modell wie beim Albgold-Winterlauf in Reutlingen, wo eine Zeitnahme fest installiert war, ist auch nicht denkbar, weil wir uns auf öffentlichen Straßen bewegen“, zeigt Koch ein weiteres Problem auf.

Und so gab es keine langen Diskussionen im Organisationskomitee: Kein Ermstal-Marathon 2021. Ab April wäre die heiße Phase in der Organisation angelaufen, jetzt ist man damit beschäftigt, die Sponsoren von der Absage in Kenntnis zu setzen. Die, so sickerte es teils bereits durch, werden auch 2022 wieder parat stehen. Für den 10. Juli ist schon alles reserviert, der Termin wird beim Verband vorgemerkt. „Die veranstaltenden Vereine sind nun im zweiten Jahr ohne Einnahmen, zumindest haben wir heuer aber nichts in den Sand gesetzt“, sagt Michael Koch und denkt da zum Beispiel an 2000 Medaillen, die in seiner Garage lagern. Die würde er sogar verschenken, zum Beispiel an jene, die sich tagtäglich auf der Strecke des Ermstal-Marathons bewegen – unweit seines Anwesens in Dettingen.

„Für die Hobbysportler tut es mir besonders leid. Für sie ist der Ermstal-Marathon immer Ziel und Motivation“, weiß der Organisations-Sprecher. Die Motivation wird auch noch 2022 da sein. Da hat Koch gar keine Zweifel. Die Veranstaltung steht und fällt jedoch mit den Helfern. Sind die nach zwei Jahren Pause wieder am Start? Da wird man in den Vereinen die nötige Überzeugungsarbeit leisten müssen, für die meisten ist es aber sowieso selbstverständlich, ein Teil der Veranstaltung zu sein.

„Nächstes Jahr legen wir wieder los“, verspricht Michael Koch. Das würde auch Dominik Notz freuen, den schnellen Mann aus Dettingen. „Es ist ein extrem cooles Rennen“, sagt jener, der es 2019 ganz besonders genossen hat, als er über die zehn Kilometer einen neuen Strecken-Rekord aufstellte. An dem würde er gerne noch ein bisschen herum feilen. Andere wollen nur dabei sein – die Ziele kommen dann ganz automatisch.


(Quelle:SWP/30.03.2021/Wolfgang Seitz)

(Bild: Matthias Beck)